Warum ist barrierefreies Webdesign wichtig?

Die digitale Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesetzliches Muss, sondern auch eine Chance, Webseiten für alle Menschen zugänglich zu machen. Gerade die grafische Gestaltung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Im Folgenden zeige ich Ihnen, welche grafischen Änderungen notwendig sind, um Barrieren zu beseitigen, und gebe praktische Tipps für Webdesigner, um den Zugang zu erleichtern.

Menschen mit Sehbehinderungen, Farbenblindheit oder motorischen Einschränkungen stoßen auf viele Hindernisse im Web. Durch gezielte Anpassungen können Webseiten für diese Nutzergruppe zugänglich gemacht werden. Grafische Elemente wie Kontraste, Schriftarten und Navigationselemente sind dabei essenziell.

Notwendige grafische Änderungen für barrierefreie Webseiten

Hohe Kontraste

Nutzer mit Sehbehinderungen benötigen klar erkennbare Kontraste, um Inhalte zu lesen und zu verstehen. Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) empfehlen ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 zwischen Text und Hintergrund.

Tipp: Verwenden Sie Kontrast-Checker wie den WebAIM Contrast Checker, um die Konformität zu überprüfen.

Verzicht auf ausschließlich farbliche Unterscheidung
Farbenblindheit betrifft etwa 8 % der männlichen Bevölkerung. Informationen sollten daher nicht allein durch Farben vermittelt werden.
Beispiel:

  • Gut: Ein Formular zeigt Fehlerfelder mit einem roten Rahmen und einer Fehlermeldung („Bitte ausfüllen“).
  • Schlecht: Fehlerfelder sind nur rot markiert.

Tipp: Nutzen Sie Symbole oder Beschriftungen, um Farben zu ergänzen.

Skalierbare Schriftarten und flexible Layouts

Die Schriftgröße muss skalierbar sein, damit Nutzer mit Sehbehinderungen Inhalte anpassen können. Außerdem sollten Layouts so flexibel sein, dass sie bei Vergrößerung nicht auseinanderbrechen.

Beispiel:

  • Gut: Responsive Schriftgrößen in em oder rem anstatt fester Pixelgrößen.
  • Schlecht: Feste Schriftgrößen in px, die auf kleinen oder vergrößerten Bildschirmen schlecht lesbar sind.

Tipp: Testen Sie Ihre Webseite mit Zoom-Stufen bis 200 %, um sicherzustellen, dass Inhalte weiterhin korrekt dargestellt werden.

Beschreibende Alternativtexte für Bilder

Alt-Texte sind unverzichtbar für sehbehinderte Menschen, die auf Screenreader angewiesen sind. Sie beschreiben den Inhalt von Bildern und gewährleisten, dass wichtige Informationen vermittelt werden.

Beispiel:

  • Gut: „Eine Frau im Rollstuhl überquert einen Zebrastreifen.“
  • Schlecht: „Bild123.jpg“ oder gar kein Alt-Text.

Tipp: Machen Sie Alt-Texte kurz, prägnant und inhaltlich relevant.

Klare und intuitive Navigation

Eine übersichtliche Navigation ist entscheidend für Nutzer mit motorischen Einschränkungen oder kognitiven Behinderungen. Buttons und Links sollten groß genug und leicht klickbar sein.

Beispiel:

  • Gut: Buttons mit einer Mindestgröße von 48x48 px und ausreichendem Abstand zueinander.
  • Schlecht: Kleine, eng platzierte Links.

Tipp: Testen Sie Ihre Navigation auf Touchscreens und mit der Tastaturbedienung.

Tipps und Tricks für Webdesigner
  • Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken

Barrierefreies Design ist einfacher umzusetzen, wenn es von Beginn an eingeplant wird. Integrieren Sie Accessibility-Checks in Ihren Design-Workflow.

  • Regelmäßiges Testen mit Tools

    Nutzen Sie Tools wie Wave oder AXE, um Barrierefreiheit automatisiert zu prüfen. Ergänzen Sie dies mit manuellen Tests durch Screenreader wie NVDA oder VoiceOver.

  • Nutzerfeedback einholen

    Lassen Sie Ihre Webseite von Menschen mit Behinderungen testen. Sie erhalten wertvolles Feedback, das automatisierte Tools nicht liefern können.

  • Die WCAG als Leitfaden nutzen

    Die WCAG 2.1 bietet klare Kriterien für barrierefreies Webdesign. Halten Sie sich mindestens an die Konformitätsstufe AA, um eine gute Basis zu schaffen.

  • Schulungen und Weiterbildungen

    Barrierefreiheit ist ein komplexes Thema, das ständige Weiterbildung erfordert. Besuchen Sie Schulungen oder lesen Sie regelmäßig aktuelle Literatur.

barrierefreiheit in web

Fazit: Inklusion durch Design

Barrierefreies Webdesign ist kein Hexenwerk, sondern eine Frage der richtigen Prioritäten. Grafische Änderungen wie verbesserte Kontraste, skalierbare Schriftarten und alternative Texte tragen dazu bei, dass Ihre Webseite für alle zugänglich ist.

Indem Sie Accessibility als festen Bestandteil Ihres Designs etablieren, schaffen Sie nicht nur ein besseres Nutzererlebnis, sondern verbessern auch Ihre Reichweite und SEO-Rankings. Schließlich gilt: Eine barrierefreie Webseite ist eine inklusive Webseite.

 

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