Barrierefreiheit im digitalen Raum:
Worauf Redakteure achten müssen

Barrierefreiheit ist im digitalen Zeitalter ein essenzielles Thema, das sowohl rechtliche als auch ethische Aspekte umfasst. Für Redakteure bedeutet dies, Inhalte so zu gestalten, dass sie für möglichst viele Menschen zugänglich sind – unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten. Es geht nicht nur darum, Menschen mit Behinderungen einen einfachen Zugang zu Informationen zu ermöglichen, sondern auch um die Reichweite und Wirksamkeit der eigenen Inhalte. Barrierefreie Inhalte sorgen dafür, dass mehr Menschen sie konsumieren und verstehen können, und fördern so die Inklusion. Zudem sind barrierefreie Inhalte oft suchmaschinenfreundlicher und erfüllen gesetzliche Vorgaben wie die EU-Richtlinie für barrierefreie Websites oder das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Redakteure haben hier eine Schlüsselfunktion: Sie gestalten den ersten Kontakt mit den Nutzern und entscheiden maßgeblich darüber, wie zugänglich und nutzerfreundlich ein Angebot tatsächlich ist.

Hier sind die wichtigsten Punkte, die Redakteure beachten sollten, um barrierefreie Inhalte zu schaffen.

1. Klarheit und Verständlichkeit

Eine barrierefreie Website beginnt mit verständlichen Texten. Redakteure sollten kurze, prägnante Sätze schreiben und komplizierte Fachbegriffe entweder vermeiden oder erklären. Strukturierte Texte mit Absätzen, Zwischenüberschriften und Listen erleichtern das Lesen – sowohl für Menschen mit Leseschwierigkeiten als auch für Nutzer von Screenreadern.

Warum das wichtig ist:

Ein klarer und gut strukturierter Text reduziert die kognitive Belastung, erleichtert das Verstehen und sorgt dafür, dass die Botschaft für alle Leser zugänglich bleibt.

Zusätzliche Tipps

  • Verwenden Sie aktive Sprache, da diese direkter und einfacher zu verstehen ist.
  • Vermeiden Sie doppeldeutige Formulierungen, die verschiedene Interpretationen zulassen könnten.
  • Inklusiver Sprachgebrauch: Achten Sie darauf, geschlechtsneutral und respektvoll zu schreiben, um niemanden auszuschließen.

2. Alternative Texte für Bilder

Menschen mit Sehbehinderungen verwenden Screenreader, die Inhalte vorlesen können. Damit auch Bilder erfasst werden können, benötigen sie aussagekräftige Alt-Texte. Ein Alt-Text beschreibt den Bildinhalt so präzise wie möglich, ohne unnötige Details, und vermittelt den Kontext des Bildes im Bezug auf den Inhalt der Seite.

Warum das wichtig ist:

Alt-Texte ermöglichen es blinden oder sehbehinderten Menschen, den visuellen Kontext einer Website zu erfassen und aktiv an der Informationsaufnahme teilzuhaben.

Zusätzliche Hinweise:

  • Wenn das Bild rein dekorativ ist, sollte der Alt-Text leer bleiben (alt=""), damit Screenreader ihn überspringen.
  • Vermeiden Sie Formulierungen wie „Bild von…“, da der Screenreader bereits erkennt, dass es sich um ein Bild handelt.

3. Korrekte Nutzung von Überschriften

Überschriften strukturieren nicht nur visuell den Text, sondern helfen auch technischen Hilfsmitteln wie Screenreadern, die Inhalte sinnvoll zu gliedern. Achten Sie darauf, Überschriften hierarchisch korrekt zu verwenden: H1 für den Titel, H2 für Hauptabschnitte, H3 für Unterpunkte usw.

Warum das wichtig ist:

Eine korrekte Gliederung hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern verbessert auch die SEO-Performance, da Suchmaschinen strukturierte Inhalte besser einordnen können.

Zusätzliche Tipps

  • Vermeiden Sie es, Überschriften nur aus optischen Gründen zu verwenden. Wenn etwas hervorgehoben werden soll, nutzen Sie dafür Formatierungen wie fettgedruckten Text oder eine größere Schriftgröße, ohne die semantische Bedeutung der Überschrift zu verfälschen.
  • Jede Seite sollte genau eine H1-Überschrift haben, um klare Strukturen zu schaffen.

4. Linktexte sinnvoll gestalten

„Hier klicken“ oder „Mehr erfahren“ sind für barrierefreie Inhalte ungeeignet. Linktexte sollten klar beschreiben, wohin sie führen oder was der Nutzer erwartet. So wird sichergestellt, dass die Links auch ohne Kontext verstanden werden können.

    Warum das wichtig ist:

    Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Sehbehinderungen können gezielt zwischen Links navigieren. Eindeutige Texte machen die Navigation für sie leichter und angenehmer.

    Zusätzliche Hinweise:

    • Nutzen Sie Links sparsam und setzen Sie sie nur dann ein, wenn sie einen Mehrwert bieten.
    • Wenn möglich, kennzeichnen Sie Downloads oder externe Links (z. B. „PDF herunterladen“ oder „externer Link zu…“).

    5. Multimedia-Inhalte zugänglich machen

    Videos und Audiodateien sind wichtige Elemente moderner Websites, aber nicht für alle Nutzer gleichermaßen zugänglich. Damit auch Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen davon profitieren können, sollten diese Inhalte immer mit UntertitelnTranskripten und, wenn möglich, Audiodeskriptionen versehen werden.

    Warum das wichtig ist:

    Multimedia-Inhalte sind für viele Menschen der bevorzugte Weg, Informationen zu konsumieren. Ohne Anpassungen schließen Sie potenzielle Nutzergruppen aus, die Schwierigkeiten mit rein visuellen oder auditiven Inhalten haben.

    Zusätzliche Hinweise

    • Untertitel: Stellen Sie sicher, dass sie gut synchronisiert sind und alle relevanten Geräusche (z. B. „Türknallen“, „Hintergrundmusik“) beschreiben.
    • Transkripte: Bieten Sie eine schriftliche Version des gesprochenen Inhalts an, die leicht heruntergeladen oder kopiert werden kann.
    • Audiodeskriptionen: Besonders wichtig bei komplexen visuellen Szenen, die ohne Beschreibung nicht verstanden werden können.
    Tastatur für Barrierefreiheit in web

    Fazit

    Barrierefreiheit erfordert keine zusätzlichen Inhalte, sondern eine bewusste Anpassung und Gestaltung bestehender Texte und Medien. Indem Redakteure diese einfachen Schritte in ihren Workflow integrieren, tragen sie dazu bei, dass Inhalte für alle zugänglich sind – und verbessern gleichzeitig die Nutzererfahrung für alle Besucher.

    Barrierefreiheit ist nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern ein „Must-have“ in der digitalen Kommunikation. Als Redakteur haben Sie die Verantwortung und die Möglichkeit, eine barrierefreie digitale Welt aktiv mitzugestalten.

     

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    Häufige Fragen zum Thema Barrierefreiheit für Webseiten

    Ist Barrierefreiheit teuer?

    Barrierefreiheit kann anfangs Investitionen erfordern, ist jedoch langfristig oft kosteneffizient. Sie verbessert den Zugang für alle, steigert die Nutzerfreundlichkeit und erhöht potenziell die Reichweite und Kundenzufriedenheit. Durch frühzeitige Integration in Planung und Design sinken die Kosten erheblich.

    Was ist BITV?

    Die BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) ist eine deutsche Verordnung, die sicherstellt, dass Webseiten und mobile Anwendungen öffentlicher Stellen barrierefrei gestaltet sind. Sie basiert auf den internationalen WCAG-Richtlinien und zielt darauf ab, digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich zu machen, einschließlich Personen mit Behinderungen.

    Warum sollte meine Website barrierefrei sein?

    Eine barrierefreie Website ermöglicht allen Menschen, unabhängig von Einschränkungen, den Zugang zu Ihren Inhalten. Das steigert die Reichweite, verbessert die Nutzererfahrung und erfüllt rechtliche Vorgaben. Zudem zeigt es soziale Verantwortung und stärkt Ihr positives Image.